Digitalisierung, Automatisierung und Bots - wo liegen die Unterschiede?

Digitalisierung, Automatisierung und Bots - wo liegen die Unterschiede

Wir leben in einer Zeit, in der Begriffe wie Digitalisierung, Automatisierung und Bots ständig fallen. Oft werden sie dabei durcheinandergeworfen, als würden sie alle dasselbe bedeuten. Eine Bitkom-Studie fand sogar heraus, dass die Hälfte der befragten Unternehmen "Digitalisierung" fälschlich mit der Automatisierung von Prozessen gleichsetzt. Doch das ist ein Trugschluss – diese drei Begriffe beschreiben unterschiedliche Konzepte. In diesem Artikel klären wir auf – verständlich, praxisnah und locker, als würden wir uns darüber unterhalten.

Digitalisierung: Aus analog wird digital

Digitalisierung bedeutet zunächst ganz einfach, analoge Informationen oder Prozesse in eine digitale Form zu bringen. Stelle dir vor, du hast einen Stapel Papierdokumente und verwandelst sie in PDF-Dateien – das ist Digitalisierung. Klassische Beispiele sind: Dokumente einscannen, Daten aus Papierformularen in digitale Form übertragen oder physische Unterschriften durch elektronische Signaturen ersetzen. Kurz gesagt: Wo früher Ordner, Zettel und Stift waren, gibt es jetzt Dateien, Software und Clouds.

Wichtig zu verstehen: Digitalisierung ersetzt noch keine menschliche Arbeit, sie verlagert sie nur ins Digitale. Du hast dann zwar digitalisierte Daten, musst aber oft trotzdem manuell damit arbeiten. Ein konkretes Beispiel: Früher wurden Kundenbestellungen per Post auf Papier geschickt. Heute kommen sie per E-Mail oder Webformular – die Informationen sind digital erfasst (digitalisiert). Aber wenn Mitarbeiter diese Bestelldaten anschließend per Hand in ein anderes System übertragen, ist der Vorgang zwar digital, aber noch nicht automatisiert.

Ein verbreitetes Missverständnis: Nur weil etwas jetzt in Excel oder einer Software statt auf Papier passiert, ist es noch lange nicht automatisiert. Excel-Listen und PDF-Formulare sind digitale Werkzeuge, doch die Arbeit kann weiterhin manuell und fehleranfällig sein. Oder wie ich gern sage: Ein digitaler Prozess ist noch kein automatischer Prozess. Digitalisierung macht Daten verfügbar und durchsuchbar, löst aber noch nicht das Problem, dass jemand Schritte ausführen muss.

Automatisierung und Prozesse laufen von selbst

Automatisierung geht einen Schritt weiter. Hierbei werden wiederkehrende Abläufe so eingerichtet, dass sie von selbst ablaufen, ohne dass ständig jemand eingreifen muss. Während Digitalisierung oft beim Tool ansetzt (Hauptsache digital arbeiten), denkt Automatisierung vom Prozess her: Was ist das Ziel und welche Schritte können wir der Technik überlassen? Automatisierung bedeutet, dass digitale Prozesse eigenständig funktionieren.

Wichtig ist: Automatisierung baut auf Digitalisierung auf. Ohne digitale Daten keine Automation – erst wenn Informationen digital vorliegen, können sie von Software weiterverarbeitet werden. Im automatisierten Prozess übernehmen dann technische Systeme Routinetätigkeiten: Sie führen Transaktionen aus, bereiten Entscheidungen vor oder übertragen Daten, und zwar nach vordefinierten Regeln. Ein einfaches Beispiel aus dem Büroalltag: Anstatt jede eingehende Online-Bestellung manuell in die Buchhaltung zu kopieren, richtet man eine Integration oder ein Skript ein. Sobald eine Bestellung eingeht, werden die Daten automatisch ins Buchhaltungssystem übertragen und vielleicht gleich eine Rechnung erstellt. Die Aufgabe läuft dann ohne manuelles Zutun ab – das ist Automatisierung.

Automatisierung erkennt man daran, dass Dinge "einfach passieren", oft im Hintergrund. Das können kleine Automatismen sein – etwa E-Mails, die sich nach bestimmten Regeln von selbst in Ordner sortieren – bis hin zu komplexen Workflows über mehrere Tools hinweg. Für viele repetitive Aufgaben gibt es inzwischen Tools (z.B. iPaaS-Plattformen oder RPA-Software), die genau das erledigen: Informationen automatisch von A nach B schieben, Trigger setzen und Folgeaktionen ausführen, ohne dass ein Mensch jeden Zwischenschritt anstößt. So sparen wir Zeit und vermeiden Fehler.

Denke wieder an das Beispiel mit den Kundenbestellungen: Liegen die Bestelldaten einmal digital vor, kann eine Automatisierung diese Daten sofort weiterverarbeiten. Zum Beispiel könnte eine Workflow-Software oder ein Skript automatisch die Bestellung ins Lager-System einbuchen, einen Lieferschein generieren und den Versand anstoßen – alles, ohne dass jemand manuell Copy-Paste macht. Der Prozess ist verschlankt und beschleunigt, Mitarbeitende können sich wichtigeren Dingen widmen.

Bots, digitale Helfer, die agieren

Was aber sind nun Bots? Der Begriff "Bot" steht verkürzt für Roboter, gemeint sind hier allerdings Software-Roboter. Ein Bot ist ein Programm, das eigenständig Aufgaben ausführt und dabei oft menschliche Aktionen nachahmt. Bots sind sozusagen digitale Helferlein, die in unserem Namen reagieren oder handeln. Wichtig: Ein Bot ist im Grunde eine spezielle Form der Automatisierung – aber nicht jede Automatisierung wird als Bot bezeichnet.

Stell dir Bots als virtuelle Assistenten vor. Es gibt verschiedene Arten:

  • Chatbots: Sie antworten automatisiert auf Anfragen, z.B. auf einer Webseite oder in WhatsApp. Du tippst eine Frage in den Chat, und der Bot liefert (idealerweise) eine hilfreiche Antwort – ohne dass ein Mensch dazwischenfunkt.
  • RPA-Bots: In der Robotic Process Automation imitiert ein Bot die Klicks und Eingaben eines Menschen auf verschiedenen Software-Oberflächen. Zum Beispiel überwacht ein Bot ein E-Mail-Postfach, erkennt eine angehängte Rechnung, loggt sich in eine Buchhaltungssoftware ein und trägt dort die Rechnungsdaten ein – genau wie es ein Mitarbeiter tun würde, nur eben automatisch und rund um die Uhr.
  • Skript- oder Makro-Bots: Kleine Helfer im Hintergrund, die z.B. auf Ereignisse reagieren. Etwa ein Bot, der jeden neuen Datensatz in deiner CRM-Datenbank prüft und bei bestimmten Kriterien automatisch eine Benachrichtigung verschickt.

Ein stilisiertes Chatbot-Icon mit lächelndem Roboter-Gesicht symbolisiert einen Bot als virtuellen Assistenten.

Das Besondere an Bots: Sie agieren aktiv, oft in Interaktion mit ihrer Umgebung. Während eine "normale" Automatisierung z.B. Daten zwischen zwei Systemen schiebt, würde man von einem Bot sprechen, wenn das System eigenständig auf Ereignisse reagiert oder Aktionen auslöst, die sonst ein Mensch übernehmen würde. Anders formuliert: Wenn ein System aktiv in meinem Namen reagiert, sprechen wir von einem Bot. Er handelt gezielt und oft dialogorientiert oder transaktionsorientiert, um Aufgaben zu erledigen.

Ein Missverständnis in diesem Kontext: "Ein Bot ist doch einfach ein automatischer Prozess." Nicht ganz. Zwar nutzt ein Bot Automatisierung, aber er tritt gewissermaßen als eigenständiger Akteur auf. Ein automatischer Prozess kann auch völlig unsichtbar im Hintergrund ablaufen, wohingegen ein Bot häufig spür- oder sichtbar interagiert – sei es mit Nutzern (Chatbot) oder mit Anwendungen (RPA-Bot).

Praxisbeispiel: Digitalisierung vs. Automatisierung vs. Bot

Zum Abschluss ein kleines Szenario, um die Unterschiede greifbar zu machen. Stellen wir uns einen klassischen Papierprozess vor – und schauen, was in den drei Stufen passiert:

  • Digitalisierung: Früher musstest du ein Formular auf Papier ausfüllen und mit der Post versenden. Jetzt gibt es das Formular als Online-Dokument. Du lädst es hoch oder füllst es direkt am Bildschirm aus. Ergebnis: Die Information liegt digital vor. Dein Prozess ist nun digitalisiert, aber du oder jemand anders muss vielleicht noch immer etwas damit tun.
  • Automatisierung: Dein hochgeladenes Formular wird nicht einfach nur irgendwo gespeichert, sondern direkt von einer Software weiterverarbeitet. Zum Beispiel liest das System die Formulardaten automatisch aus und speist sie direkt in die richtige Datenbank oder startet einen Folgeprozess (z.B. erstellt gleich einen Vorgang in deinem CRM-System). Der vormals manuelle Ablauf passiert jetzt automatisch. Niemand muss die Daten mehr abtippen – das ist echte Automatisierung.
  • Bot-Einsatz: Gehen wir noch einen Schritt weiter. Sagen wir, basierend auf dem Formular muss normalerweise jemand eine E-Mail zur Bestätigung an den Kunden schicken. Hier kommt der Bot ins Spiel: Ein Programm erkennt, dass ein neuer Datensatz angelegt wurde, und reagiert in deinem Namen. Es verschickt automatisch eine personalisierte Bestätigungs-Mail – ohne dein Zutun, als würde ein Mitarbeiter geantwortet haben. Vielleicht beantwortet ein Chatbot auch gleich häufige Rückfragen des Kunden zu diesem Vorgang. Das System handelt selbstständig und proaktiv – typisch Bot-Verhalten.

In diesem Beispiel siehst du: Digitalisierung sorgt dafür, dass das Formular überhaupt elektronisch vorliegt. Automatisierung sorgt dafür, dass die Daten daraus ohne manuellen Aufwand verarbeitet werden. Und der Bot sorgt dafür, dass auch die Reaktion (z.B. Kommunikation mit dem Kunden) automatisiert von einem digitalen Helfer übernommen wird.

Fazit: Die richtigen Begriffe und die richtigen Lösungen

Digitalisierung, Automatisierung und Bots hängen zwar eng zusammen, sind aber nicht identisch. Digitalisieren heißt, die Grundlage zu schaffen – Informationen digital verfügbar zu machen. Automatisieren heißt, Abläufe so zu gestalten, dass sie von allein funktionieren. Bots schließlich sind spezialisierte Software-Assistenten, die in digitalen Prozessen mitdenken und mitarbeiten.

Warum ist diese Unterscheidung wichtig? Weil man in Projekten genau hinschauen muss, was eigentlich gebraucht wird. Viele Unternehmen setzen auf immer mehr digitale Tools und denken, sie hätten damit schon automatisiert – während ihre Teams in Wahrheit nur digital statt analog arbeiten. Der eigentliche Effizienzgewinn kommt meist erst mit echter Prozessautomatisierung. Und Bots können dann das Tüpfelchen auf dem i sein, wenn es darum geht, interaktive oder besonders aufwändige Routineaufgaben zu erledigen.

Zum Schluss ein Tipp: Digitalisiert Sie Ihre Prozesse, aber gebt euch damit nicht zufrieden. Schaut, wo sich echte Automatisierung lohnt – dort, wo repetitive Aufgaben Zeit fressen oder Fehlerquellen bieten. Und wenn ihr schon automatisiert habt, prüft, ob ein Bot hier oder da noch smarter unterstützen kann (z.B. im Kundenservice oder bei der Datenpflege). So holt ihr das Beste aus der digitalen Welt, ohne den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Denn am Ende sollen uns diese Technologien das Leben leichter machen – und nicht für Verwirrung sorgen.

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